Auffällig gewordene Kraftfahrer, denen der Führerschein aufgrund von Drogen, Alkohol am Steuer oder dem Erreichen von maximal acht Punkten im Fahreignungsregister (FAER) entzogen wurde, müssen sich darauf einstellen, dass die zuständige Behörde zunächst einmal an ihrer Fahreignung zweifelt. Sobald solche Fahrer einen Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis stellen, möchte sie daher sicherstellen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt haben und sich künftig anders verhalten werden.
Dies überprüft die Behörde, indem sie eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) anordnet, bei der die Fahreignung genau unter die Lupe genommen wird. Erst wenn Betroffene ein positives MPU-Gutachten vorlegen, kann dem Antrag stattgegeben werden. Vor allem bei einer MPU wegen Drogen oder Alkohol wird ein Abstinenznachweis verlangt, um eine mögliche Abhängigkeit auszuschließen. Infos dazu finden Sie im folgenden Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Abstinenznachweis bei der MPU: Die wichtigsten Fragen & Antworten
Bei einer MPU erbringen Sie einen Abstinenznachweis in der Regel entweder mittels Urinuntersuchung oder durch eine Haaranalyse. Wie der Urintest normalerweise abläuft, haben wir Ihnen hier beschrieben. Was bei einer Haaranalyse zu beachten ist, erfahren Sie wiederum an dieser Stelle.
Im Regelfall wird ein Abstinenznachweis sowohl bei Drogen als auch bei Alkohol entweder für sechs Monate oder für ein Jahr verlangt. Im Falle einer Urinuntersuchung müssen Sie sich daher auf vier bzw. sechs Termine einstellen. Bei einer Drogenabstinenz mittels Haaranalyse braucht es für sechs Monate einen Termin, bei einem Jahr müssen zwei Analysen stattfinden. Benötigen Sie einen Abstinenznachweis bei einer MPU wegen Alkohol, sind bei einem Zeitraum von sechs Monaten zwei Haaranalysen nötig, bei einem Jahr wiederum vier.
Nicht immer ist ein Abstinenznachweis bei einer MPU Pflicht. Wurde diese beispielsweise aufgrund von acht Punkten in Flensburg angeordnet, müssen Sie normalerweise keine Abstinenz nachweisen. Das Gleiche gilt, wenn es sich nur um einen einmaligen Alkoholverstoß handelte. Haben Sie hingegen vor oder während der Fahrt Drogen konsumiert, wird in der Regel von Ihnen verlangt, dass Sie im Zuge der MPU eine Drogenabstinenz nachweisen.
Wie wird ein Abstinenznachweis erbracht?
Wird im Zuge der MPU ein Abstinenznachweis von Ihnen verlangt, kann dieser normalerweise auf zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen:
- Mittels Urinscreening
- Durch eine Haaranalyse
Geht es darum, bei der MPU eine Alkoholabstinenz zu erbringen, werden sowohl die Haare als auch der Urin auf das Vorhandensein von Ethylglucuronid (EtG) untersucht. Dabei handelt es sich um das Abbauprodukt von Ethanol, welches bei Alkoholkonsum im menschlichen Körper nachgewiesen werden kann.
Wurde wiederum eine Drogenabstinenz von Ihnen verlangt, kann durch die Untersuchung des Urins bzw. der Haare festgestellt werden, ob und in welcher Menge Drogenrückstände in Ihrem Körper vorhanden sind. Darüber hinaus ist es möglich, durch ein Drogenscreening zu ermitteln, um welche Art von Drogen oder Substanzen es sich handelt.
Wie läuft der Urintest bei einem Abstinenznachweis ab?
Soll bei einem Abstinenznachweis wegen Alkohol der Urin untersucht werden, ist das Ganze normalerweise nicht mit einer einzigen Untersuchung getan. Das Gleiche gilt für den Nachweis einer Drogenabstinenz. In der Regel sind vier oder sechs Urinproben notwendig. Der Ablauf gestaltet sich dabei in etwa wie folgt:
- Erst eine kurze Zeit vorher wird Ihnen mitgeteilt, wann der Termin für den Urintest stattfindet, damit Sie nicht im Vorfeld nur deshalb keinen Alkohol mehr konsumieren. Zudem müssen die zeitlichen Abstände zwischen den Tests variieren.
- Die Probe selbst geben Sie unter ärztlicher Aufsicht ab und erst, nachdem Ihre Identität überprüft wurde. So soll sichergestellt werden, dass es sich nicht um den Urin einer anderen Person handelt.
- Anschließend wird die Probe untersucht. Dabei werden verschiedene Stoffwechselprodukte aus dem Urin gefiltert, um Rückstände von Drogen oder Alkohol nachzuweisen. Ist die Urinprobe sauber, gilt der Abstinenznachweis als erbracht.
Was ist bei einem Abstinenznachweis mittels Haaranalyse zu beachten?
Bei einem Drogen- oder Alkoholabstinenznachweis durch eine Haaranalyse geht es vor allem um die Länge sowie den Zustand der Haare. Diese dürfen mitunter nicht gebleicht, getönt oder gefärbt sein. Je nachdem, ob bei der MPU ein Abstinenznachweis wegen Alkohol oder Drogen erbracht werden soll, sind die folgenden Faktoren zu berücksichtigen:
Bei einer verlangten Alkoholabstinenz
- Es bedarf einer Haarprobe aus drei cm langen, kopfnahen Haarsegmenten.
- Für einen Abstinenznachweis von einem Jahr braucht es insgesamt vier Haaranalysen.
Bei einem Abstinenznachweis wegen Drogen
- Die Haarprobe muss aus sechs cm langen, kopfnahen Haarsegmenten bestehen.
- Um einen einjährigen Abstinenznachweis zu erbringen, müssen zwei Haaranalysen stattfinden.
Wichtig: Im Gegensatz zu einem Abstinenznachweis mittels Urintest werden die Termine für die Haaranalyse in der Regel bereits im Voraus mitgeteilt. Der Grund dafür ist, dass Alkohol- oder Drogenrückstände viel länger in den Haaren nachgewiesen werden können als im Urin und es daher kaum möglich ist, bei dieser Untersuchung zu schummeln und nur kurze Zeit davor abstinent zu leben.
Abstinenznachweis: Wie lange müssen Sie abstinent sein?
Innerhalb welches Zeitraums Sie einen Abstinenznachweis wegen Alkohol bei der MPU erbringen müssen, ist einzelfallabhängig. Das Gleiche gilt für eine Drogenabstinenz. Im Normalfall belaufen sich die Zeiträume entweder auf sechs Monate oder ein Jahr. Dies bedeutet im Falle eines Urintests:
- Vier Termine bei einem Abstinenznachweis von sechs Monaten
- Sechs Termine bei einem Abstinenznachweis von einem Jahr
Übertragen auf die Haaranalyse muss wiederum zwischen Drogen- und Alkoholkonsum unterschieden werden:
- MPU wegen Alkohol: Für einen Abstinenznachweis von sechs Monaten braucht es zwei Haaranalysen; um ein Jahr Abstinenz nachzuweisen, müssen Sie vier Analysen vornehmen lassen.
- MPU wegen Drogen: Für einen sechsmonatigen Abstinenznachweis reicht eine Haaranalyse aus, bei einem Jahr Abstinenz müssen zwei Analysen stattfinden.
Übrigens: Bei einem angeordneten Abstinenznachweis sollte auch alkoholfreies Bier tabu sein. Der minimale Alkoholgehalt spielt dabei nicht einmal eine so große Rolle. Vielmehr geht es darum, dass sich alkoholfreies Bier in Bezug auf Geruch, Geschmack sowie Aussehen kaum von alkoholhaltigem unterscheidet.
Daher kann es sich negativ auf die MPU auswirken, wenn Sie bei einer vermeintlichen Alkoholabhängigkeit anstatt Saft oder Wasser dennoch lieber alkoholfreies Bier trinken, da Sie dies rückfallgefährdeter erscheinen lässt.
Wo können Sie einen Abstinenznachweis wegen Drogen oder Alkohol erbringen?
Nicht jede Einrichtung ist in Deutschland berechtigt dazu, eine MPU durchzuführen. Vielmehr ist dies ausschließlich sogenannten „Begutachtungsstellen für Fahreignung (BfF)“ gestattet, die von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) anerkannt sind. Bei diesen Begutachtungsstellen können Sie nicht nur die MPU absolvieren, sondern gleichzeitig auch Ihre Abstinenz nachweisen. Mitunter können Sie beim TÜV Nord einen Abstinenznachweis erbringen. Beim TÜV Süd, der ProSecur GmbH oder der DEKRA ist dies ebenfalls möglich.
Was kann ein Abstinenznachweis kosten?
Je nachdem, für welche Einrichtung Sie sich entscheiden, können die Kosten für einen Abstinenznachweis variieren. Darüber hinaus wirkt es sich auf den letztendlich zu zahlenden Betrag aus, wie viele Untersuchungen Sie benötigen und ob der Abstinenznachweis mittels Urintest oder Haaranalyse stattfinden soll.
Allgemein sollten Sie sich auf ungefähr 700 Euro pro Nachweis einstellen. Generell verursacht ein Abstinenznachweis wegen Alkohol geringere Kosten als der Nachweis einer Drogenabstinenz. Genaue Preise erfragen Sie am besten beim Anbieter Ihrer Wahl.