Ab zur MPU: Infos über die medizinisch-psychologische Untersuchung

Wenn Sie bei einer Alkoholfahrt erwischt werden, unter dem Einfluss von Drogen gefahren sind oder Ihr Punktekonto in Flensburg gnadenlos ausgereizt haben, kommen Sie um die Entziehung Ihrer Fahrerlaubnis in der Regel nicht herum. Im Gegensatz zu einem Fahrverbot erhalten Sie diese nur zurück, wenn die zuständige Behörde einem Antrag auf Neuerteilung zustimmt.

Bei der MPU ist die Durchfallquote relativ hoch.
Bei der MPU ist die Durchfallquote relativ hoch.

Bevor dies geschieht, müssen Sie allerdings bestimmte Bedingungen erfüllen. Dazu gehört unter anderem die erfolgreiche Teilnahme an einer sogenannten medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Wie eine solche abläuft, weshalb die Vorbereitung darauf so wichtig ist und was eine MPU ungefähr kosten kann, lesen Sie in diesem Ratgeber.

Weiterführende Infos zur MPU

MPU: Die wichtigsten Fragen & Antworten

Aus welchen Gründen kann eine MPU angeordnet werden?

Die häufigsten Gründe für die Anordnung einer MPU sind wohl Alkohol und/oder Drogen am Steuer, zu viele Punkte in Flensburg oder diverse Krankheiten, die sich negativ auf die Fahreignung auswirken können.

Ab wie viel Promille wird eine MPU verlangt?

Normalerweise wird eine MPU ab einem Wert von 1,6 Promille fällig. Kam es im Zuge der Alkoholfahrt zu einem Unfall oder der betroffene Fahrer wurde wiederholt betrunken angehalten, kann jedoch auch ein geringerer Promillewert ausreichend sein.

Ist es möglich, die MPU zu umgehen?

Ja, diese Option besteht tatsächlich. Dazu müssen Sie jedoch viel Geduld mitbringen. Wie Sie dabei genau vorgehen, lesen Sie hier. Sie sollten jedoch davon absehen, ein positives MPU-Gutachten zu kaufen, da Sie sich damit strafbar machen.

Welchen Zweck verfolgt die MPU?

Zu einer MPU wegen Alkohol kommt es besonders häufig.
Zu einer MPU wegen Alkohol kommt es besonders häufig.

Der MPU-Test kommt bereits seit dem Jahr 1954 in Deutschland zum Einsatz. Ergeben sich Zweifel an der Fahreignung eines Kraftfahrers, sollen diese durch die medizinisch-psychologische Untersuchung ausgeräumt werden.

Besteht der betroffene Fahrer die MPU nicht, gibt die zuständige Behörde dem Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis entsprechend nicht statt.

Im Folgenden haben wir Ihnen die drei gängigsten Gründe für die Anordnung einer MPU zusammengefasst:

  1. Alkohol am Steuer: Deutsche Fahrer müssen sich an eine Alkoholgrenze von 0,5 Promille halten. Ab einem Wert von 1,1 Promille handelt es sich um eine Straftat. Ab 1,6 Promille wiederum kann eine MPU wegen Alkohol angeordnet werden. Ereignete sich während der Alkoholfahrt ein Unfall oder der jeweilige Verkehrssünder wurde schon öfter betrunken aufgegriffen, kann die Untersuchung jedoch auch bei geringeren Promillewerten verlangt werden.
  2. Fahren unter dem Einfluss von Drogen: Wer sich berauscht hinter das Steuer eines Kfz setzt und erwischt wird, muss wohl in den meisten Fällen damit rechnen, dass eine MPU auf ihn zukommt. Schließlich können sich dadurch durchaus Zweifel an der Fahrtüchtigkeit des Betroffenen ergeben. Durch die MPU-Auflage möchte sich die Behörde versichern, dass er keine Gefahr im Straßenverkehr darstellt.
  3. Zu viele Punkte in Flensburg: Sobald das Punktekonto eines Fahrers acht Punkte aufweist, wird seine Fahrerlaubnis entzogen. Diese Vorschrift findet seit 2014 Anwendung. Um den „Lappen“ zurückzubekommen, ist eine MPU häufig unumgänglich.

Interessant: Umgangssprachlich wird die MPU nicht selten „Idiotentest“ genannt. Dieser Ausdruck hat seinen Ursprung in der Zeit des Nationalsozialismus. Dabei handelte es sich um ein Verfahren, bei dem es darum ging, körperliche, seelische oder geistige Behinderungen aufzudecken. Aus diesem Grund grenzen wir uns im Ratgeber von diesem Begriff ab.

MPU: Welcher Ablauf ist denkbar?

Grundsätzlich dürfen nur Stellen die MPU anbieten, die von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) anerkannt sind. Sie werden als „Begutachtungsstellen für Fahreignung (BfF)“ bezeichnet. Aktuell gibt es insgesamt 14 anerkannte Träger, zu denen unter anderem die DEKRA e.V. Dresden, die pima-mpu GmbH sowie der TÜV NORD Mobilität GmbH & Co. KG zählen.

Je nachdem, ob Sie wegen zu vieler Punkte, Drogen oder Alkohol an einer MPU teilnehmen müssen, wirkt sich dies auf den Ablauf der Untersuchung aus. Generell gibt es folgende Abschnitte:

Oft ist ein Reaktionstest Teil der MPU.
Oft ist ein Reaktionstest Teil der MPU.
  • Psychophysiologischer Leistungstest: Hierbei geht es beispielsweise darum, die Sinneswahrnehmung und die Belastbarkeit des betroffenen Verkehrssünders auf die Probe zu stellen. Welche Testverfahren genau zum Einsatz kommen, kann je nach Begutachtungsstelle variieren. Sie müssen sich weiterhin bei der MPU auf einen Reaktionstest einstellen, wenn sie wegen Drogen oder Alkohol angeordnet wurde.
  • Medizinische Begutachtung: An dieser Stelle stehen mögliche körperliche Beeinträchtigungen im Vordergrund, die sich negativ auf die Fahreignung auswirken können. Bei einer MPU wegen Alkohol oder Drogen wird überprüft, ob ein Missbrauch dieser Substanzen vorliegt. Dazu werden unter anderem die Leberwerte analysiert. Betroffene sollten sich weiterhin auf eine Blutentnahme sowie einen Koordinationstest einstellen.
  • Psychologisches Gespräch: Dieser Part macht auffällig gewordenen Fahrern wohl am meisten Angst bei der MPU: die Fragen und Antworten in Bezug auf das einstige Fehlverhalten im Straßenverkehr. Der entsprechende Verkehrspsychologe möchte dadurch herausfinden, ob Sie sich damit beschäftigt haben und Ihre Fehler einsehen. Es empfiehlt sich daher nicht, sich den MPU-Fragenkatalog peinlich genau einzuprägen und dem Psychologen daraufhin nur die Antworten zu geben, die er Ihrer Meinung nach hören möchte. Sie sollten sich tatsächlich mit Ihrem falschen Verhalten auseinandersetzen, sonst werden Sie die MPU wohl nicht bestehen.

Wie lange dauert eine MPU?

Sie können sich in etwa auf drei bis vier Stunden einstellen, wenn Sie an einer medizinisch-psychologischen Untersuchung teilnehmen sollen. Bei jeder MPU ist die Dauer letztendlich auch davon abhängig, wie viel Zeit das verkehrspsychologische Gespräch einnimmt, da es sich dabei in der Regel um den längsten Teil handelt (ca. eine Stunde). Doch auch das Ausfüllen des Fragebogens zu Beginn kann sich auf die Dauer der MPU auswirken.

MPU: Ohne Vorbereitung werden Sie nicht weit kommen

Bei einer MPU wegen Drogen oder Alkohol wird meist ein Abstinenznachweis verlangt.
Bei einer MPU wegen Drogen oder Alkohol wird meist ein Abstinenznachweis verlangt.

Wie bereits erwähnt, sollten Sie Ihr Fehlverhalten in der Vergangenheit unbedingt reflektieren, bevor Sie sich der Untersuchung stellen. Eine gute Vorbereitung auf die MPU ist also essentiell, um sie zu bestehen. Außerdem sollten Sie bedenken, dass Sie möglicherweise im Rahmen der MPU einen Abstinenznachweis erbringen müssen, wenn diese aufgrund von Alkohol oder Drogen angeordnet wurde.

Häufig müssen Sie nachweisen, dass Sie ein Jahr lang abstinent waren, weshalb es ratsam ist, sich frühestmöglich um Alles zu kümmern, um nicht noch länger auf den Führerschein verzichten zu müssen.

Es steht Ihnen natürlich frei, sich selbst mit Ratgebern einzudecken bzw. sich die jeweiligen Infos im Internet zu besorgen oder an einem professionellen Vorbereitungskurs teilzunehmen. Grundsätzlich stehen Ihre Chancen jedoch erfahrungsgemäß besser, wenn Sie sich für Letzteres entscheiden.

Was kostet eine MPU?

Seit dem 1. August 2018 steht es den Begutachtungsstellen frei, selbst über die Kosten bei einer MPU zu bestimmen. Zuvor waren diese in der Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr (GebOSt) festgehalten. Aus diesem Grund ist es mittlerweile gar nicht mehr so einfach, Aussagen darüber zu treffen, was ein MPU-Test in etwa kosten kann.

Je nachdem, ob Sie einen Abstinenznachweis bei der MPU erbringen müssen, spricht dies logischerweise für einen höheren Betrag. Schließlich sind Blutentnahmen oder Haaranalysen nicht kostenlos. Auch mögliche Vorbereitungskurse können die Kosten ansteigen lassen. Sie sollten sich im Vorfeld beim Anbieter Ihrer Wahl informieren. Allgemein können die Preise insgesamt zwischen 1.500 und 2.000 Euro liegen.

Sie haben die MPU nicht bestanden?

Vor allem wenn sie bei der MPU durchgefallen sind, überlegen einige Verkehrssünder, ob es nicht Mittel und Wege gibt, die – in ihren Augen – lästige MPU zu umgehen. Besonders oft ist dabei die Rede davon, ein positives MPU-Gutachten zu kaufen. Diese Vorgehensweise erfüllt jedoch einen Straftatbestand und ist daher nicht empfehlenswert.

Führerschein ohne MPU zurückbekommen: Geht das?
Führerschein ohne MPU zurückbekommen: Geht das?

Es gibt noch eine weitere, legale Möglichkeit, den Führerschein zurück zu bekommen, ohne eine MPU absolvieren zu müssen:

  • Spätestens nach 15 Jahren verjährt der Verstoß, der zum Führerscheinentzug und damit auch zur MPU führte.
  • Danach kann Ihnen die MPU aufgrund der Verjährung der Tat nicht mehr auferlegt werden.
  • Dies funktioniert allerdings nur, wenn Sie innerhalb dieser 15 Jahre eine weiße Weste behalten und nicht abermals gegen die Verkehrsregeln verstoßen.
  • Weiterhin dürfen Sie den Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis nicht vor der Verjährung stellen. Die MPU kann ansonsten dennoch von Ihnen verlangt werden.
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