Wenn das Verkehrsaufkommen gering ist, dann wird der Sicherheitsabstand im deutschen Straßenverkehr von den meisten Fahrzeugführern eingehalten. Sind die Straßen jedoch voll und es herrscht dementsprechend gedrängter Verkehr, dann neigen Autofahrer nicht selten dazu, den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug deutlich zu verringern. Dass erhöhte Gefahrenrisiko wird hierbei häufig unterschätzt, was oft schwere Unfälle zur Folge hat. Daher gibt es für diesen Verstoß laut Bußgeldkatalog häufig nicht nur ein Bußgeld, sondern auch Punkte und Fahrverbote.
Aber gibt es zum Sicherheitsabstand in der Straßenverkehrsordnung (StVO) überhaupt konkrete Angaben, welche Länge wann verpflichtend ist? Und kann beim Sicherheitsabstand eine Formel zur Berechnung angewendet werden? Diese Fragen beantworten wir für Sie in unserem Ratgeber. Außerdem erfahren Sie, was innerhalb geschlossener Ortschaften gilt und was gemäß StVO beim Sicherheitsabstand außerorts zu beachten ist.
Inhaltsverzeichnis
Wann ein Bußgeld wegen missachtetem Sicherheitsabstand droht
Sicherheitsabstand: Die wichtigsten Fragen & Antworten
Innerorts gelten normalerweise 15 Meter als Mindestabstand.
Außerorts findet die Faustformel „Abstand gleich halber Tacho“ Anwendung. Bei 100 km/h müssen Sie entsprechend 50 Meter Sicherheitsabstand zum Vordermann einhalten.
Welches Bußgeld in dem Fall fällig wird, verrät Ihnen diese Tabelle.
Video: Welcher Mindestabstand ist einzuhalten?
Sicherheitsabstände auf deutschen Straßen
Bevor wir Ihnen genauer erläutern, worauf es beim Sicherheitsabstand je nach Geschwindigkeit und Fahrbahnumgebung ankommt, geben wir Ihnen in folgender Liste einen Überblick darüber, welche Abstände überhaupt zu beachten sind:
Seitlicher Sicherheitsabstand:
- mindestens 1,5 Meter Sicherheitsabstand zum Fahrrad, Motorrad oder anderen einspurigen Fahrzeugen
- mindestens 1 Meter zu Pkw oder LKW
- midndestens 2 Meter zu wartenden Linien- oder Schulbussen
Sicherheitsabstand nach Vorne:
- Gemäß StVO muss der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug so groß sein, dass Sie Ihr Fahrzeug im Ernstfall komplett anhalten können, sofern das vorausfahrenden Fahrzeug plötzlich einen Bremsvorgang einleitet.
Hinweis: Für die Länge des Sicherheitsabstandes spielt es nicht nur eine entscheidende Rolle, wie schnell Sie fahren, sondern auch in welchem Zustand die Fahrbahn ist und welche Wetterverhältnisse gegeben sind.
Wenn es in der kalten Jahreszeit nass und glatt ist, dann verlängert sich der Bremsweg mitunter deutlich. Die im Folgenden genannten Formeln zur Berechnung der Länge des Sicherheitsabstandes, sind daher nur als Orientierungshilfe zu verstehen.
Welcher Sicherheitsabstand ist innerorts einzuhalten?
Sie möchten wissen, wie lang der Sicherheitsabstand bei 50 km/h gefahrener Geschwindigkeit sein sollte?
Aber wie lässt sich die Formel erklären? Bei den 15 Metern handelt es sich um den Reaktionsweg, den Sie innerhalb der Reaktionszeit (= etwa eine Sekunde) zurücklegen, bis Sie tatsächlich den Bremsvorgang einleiten.
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass bei geringeren Geschwindigkeiten, die innerhalb geschlossener Ortschaften gefahren werden, zwar die Reaktionszeit selbst, also der Zeitraum vom Realisieren der Gefahrensituation bis hin zum Tritt auf das Bremspedal im Vergleich zu höheren Geschwindigkeiten gleich bleibt, aber der Reaktionsweg deutlich kürzer ist. Deshalb ist ein Sicherheitsabstand von 15 Metern bei normalen Straßen- und Wetterverhältnissen in der Regel ausreichend.
Was ist beim Sicherheitsabstand auf der Autobahn zu beachten?
Dass der Sicherheitsabstand beispielsweise bei 80 km/h gefahrener Geschwindigkeit auf der Autobahn deutlich länger sein muss, als wenn Sie innerorts mit 50 km/h fahren, liegt an der längeren Strecke, die während der Reaktionszeit zurückgelegt wird. Sie wollen den Sicherheitsabstand hierfür berechnen?
Bezogen auf das genannte Beispiel entspricht der halbe Tacho einer Länge von 40 Metern, die Sie bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h als Abstand zum Vordermann einhalten sollten. Alternativ lässt sich auch die sogenannte „Zwei-Sekunden-Regel“ anwenden. Wie Sie dabei am besten vorgehen, haben wir Ihnen in folgender Liste schrittweise zusammengefasst:
- Suchen Sie sich einen festen Punkt, den das vorausfahrende Fahrzeug passieren wird (z. B. Verkehrsschild oder bestimmte Fahrbahnmarkierung).
- Von dem Zeitpunkt, an dem Ihr Vordermann diesen Punkt erreicht, zählen Sie die Sekunden, bis Sie selbst den zuvor ausgewählten Punkt erreichen.
- Zählen Sie dabei langsam “einundzwanzig, zweiundzwanzig”, dies entspricht in etwa der Zeit von 2 Sekunden.
Eine hundertprozent verlässliche Faustregel für den richtigen Sicherheitsabstand gibt es wie bereits erwähnt allerdings nicht, da die Straßenverhältnisse individuell sehr unterschiedlich sein können. Das Antiblockiersystem (ABS) trägt übrigens kaum zu einem kürzeren Bremsweg bei und greift auch nicht bei Aquaplaning. Allerdings verhindert es ein Blockieren der Räder und verbessert somit die Spurtreue und Lenkbarkeit während dem Bremsen.
Gibt es einen speziellen Sicherheitsabstand für LKW?
Sowohl für LKW als auch für Kombinationen aus LKW oder PKW und Anhänger, gilt außerdem folgende Sonderregel. Vorausgesetzt, die Fahrzeuge bzw. Fahrzeugkombinationen mit Anhängeteil überschreiten eine Länge von sieben Metern.
Außerhalb geschlossener Ortschaften sind Fahrer dieser Fahrzeuge gemäß Verkehrsrecht verpflichtet, zu vorausfahrenden Verkehrsteilnehmern einen Abstand in solchem Umfang einzuhalten, der einem überholenden Fahrer das Einscheren problemlos ermöglicht.
Wird der Sicherheitsabstand beim Überholvorgang bzw. beim Überholtwerden nicht eingehalten, ist das Gefahrenpotential enorm und Unfälle oft folgenschwer.